HOW TO RIGGING – Gefährliche Arbeit e.V.

Entstanden während des Rigging-Workshops von XILIAN JÜRES im Rahmen des EVENT „Keep it Dangerous“ in 2024

https://gefaehrlichearbeit.de/2024/rigging

Erklärung/Bedeutung von Rigging:

  • Rigger – Takler (Beruf)
    • Eine Person, die mit Seilen, Ketten, Hebevorrichtungen und ähnlichem arbeitet.
    • Bereiche:
      • Veranstaltungstechnik (Film-, Fernseh- oder Theaterproduktionen)
      • Zirkus
      • Schiffsbau (Takelage)

Rigging ist das Montieren und Benutzen von veranstaltungsspezifischen Lastaufnahme-Einrichtungen. Dies beinhaltet das Anschlagen, Halten und Bewegen von Lasten in der Veranstaltungstechnik unter Berücksichtigung technischer und organisatorischer Schutzmaßnahmen sowie die Benutzung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA), insbesondere gegen Absturz.

Sicherheitsvorkehrungen:

Eigene Ausstattung:

  • Sicherheitsschuhe, entsprechende Kleidung, ggf. Handschuhe, Kniepolster, Helm, Kopflampe
  • Achtung bei: Halstüchern, Pullover-bändchen, langen Haaren, Schlüsseln an der Hose, etc.
  • Entsprechende Vorbereitung bei Temperatur/Witterung: Sonnenschutz, Regenschutz, Trinkwasser
  • Bei Lärm: Ohrenschutz (z.B. bei Truss-Aufbau)

Körperhaltung:

  • So körperfreundlich wie möglich arbeiten!
  • Heben aus den Knien, nicht aus dem Rücken.
  • Nur so viel heben, wie geht.
  • Tritt, Leiter oder Gerüst richtig aufstellen und nutzen. Nicht zu weit hinauslehnen – lieber die Leiter verstellen.

Awareness (Achtsamkeit):

  • Auf die eigene Stimmung und den persönlichen und allgemeinen Stresslevel achten.
  • Unterstützung suchen, wenn es alleine nicht geht.
  • Nicht von Mackern provozieren lassen.

Wichtigster Aspekt: Zeitdruck
Unter Stress verlagert sich die Aufmerksamkeit oft weg von sicherem Arbeiten hin zu dem Versuch, sich zu beweisen oder Unsicherheiten zu überspielen.

Teamarbeit:

  • Vorbereitung und Kommunikation:
    • Aufgaben gut verteilen, Wissen teilen, Verantwortung gemeinsam tragen.
    • Unsicherheiten frühzeitig besprechen und gemeinsam die Gefährdungen bewerten.

Vorbereitung des Arbeitsplatzes:

  • Absperrung: Für Nicht-Arbeitende absperren. Ablenkungen vermeiden: Z.B. Absperrungen nutzen, um Menschen von der Arbeitsstelle fernzuhalten, besonders auf öffentlichen Veranstaltungen.
  • Bodenverhältnisse: Stabiler Untergrund.
  • Beleuchtung: Ausreichend, aber nicht blendend.

Verantwortung:

  • Jeder Rigger ist für seine eigene Sicherheit und die der Personen, die von seinen Handlungen betroffen sind, verantwortlich.
  • Beim Arbeiten (auch ohne Zertifikat) trägt jede Person die Verantwortung, dass alles, was aufgebaut wird, sicher für sie selbst, die Darstellenden und die Besuchenden ist.

Rechtliche Aspekte:

Pflichten der Arbeitnehmer*innen:

  • Maschinen, Geräte, Werkzeuge und Transportmittel ordnungsgemäß zu benutzen.
  • Gefährliche Situationen oder defekte Schutzsystemen unverzüglich an den Arbeitgeber melden.
  • Mit dem Arbeitgeber zusammenarbeiten, um Sicherheitsanforderungen zu erfüllen und ein sicheres Arbeitsumfeld zu gewährleisten.

Pflichten der Arbeitgeber*innen:

  • Alle Risiken für die Sicherheit und die Gesundheit der Arbeitnehmer*innen, unter anderem in der Wahl der Arbeitsmittel und der Ausstattung der Arbeitsplätze zu bewerten
  • Maßnahmen durchzuführen, die eine Verbesserung der Arbeitssicherheit gewährleisten
  • Bei der Vergabe von Aufgaben die Fähigkeiten der Arbeitnehmer*innen in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit zu berücksichtigen
  • Arbeitnehmer*innen bei der Einführung neuer Technologien zu beteiligen
  • Eine*n oder mehrere Arbeitnehmer*innen dazu zu berufen, Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Schutz vor und der Vermeidung von Berufsrisiken durchzuführen
  • Die notwendigen Maßnahmen für Erste Hilfe, Brandbekämpfung, Evakuierung von Arbeitenden sowie Maßnahmen im Falle einer schwerwiegenden und drohenden Gefahr zu ergreifen
  • Eine Liste der Arbeitsunfälle zu führen und aufzustellen, um den zuständigen Behörden Berichte über die Arbeitsunfälle von seinen Arbeitnehmer*innen zu übermitteln
  • Arbeitnehmer*innen zu informieren und anzuhören sowie ihnen zu gestatten, an Diskussionen über alle Fragen im Zusammenhang mit Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz teilzunehmen
  • Sicherzustellen, dass alle Arbeitnehmer*innen ein angemessenes Sicherheits- und Gesundheitstraining erhalten

Versicherungen:

  • Berufshaftpflichtversicherung: Deckt Kosten von Schäden, die die versicherte Person verursacht hat.
  • Berufs-Unfallversicherung: Deckt Kosten für Behandlung bei Unfällen der versicherten Person.

Einige Veranstaltungsorte stellen Personen ohne Berufshaftpflicht nicht ein.

Krankenversicherung übernimmt teilweise, abhängig von der KK, Berufshaftpflicht ist spezifischer und deckt mehr Risiken ab. (sich ans Trapez hängen z.B., stellt ein zusätzliches Risiko von Versicherten dar aus Sicht einer KK)

Unfälle:

  • Notfallmaßnahmen: Bei einem Sturz aus der Höhe IMMER einen Krankenwagen rufen. (112)
  • Nach der Erstversorgung können sich auch nach längerer Zeit Symptome zeigen – daher regelmäßige Nachkontrollen. Unfallversicherung erkennt Arbeitsunfälle (manchmal auch nach längerer Zeit) und übernimmt Kosten.
  • Unfälle sofort dokumentieren, um Details für die Versicherung festzuhalten.
  • Reflektion im Anschluss, was passiert ist, was verbessert werden kann und welche Präventionsmaßnahmen es gibt. Beispiel Leiter bricht zusammen: war sie geprüft? In welchen Abständen muss sie geprüft werden?
  • Arbeitgeber*innen wird von Berufsgenossenschaft kontaktiert, wenn zu viele Unfälle passieren. Kann auch als Drohung benutzt werden, Berufsgenossenschaft zu kontaktieren.
  • Mitglied in Berufsgenossenschaft werden (Vorteil Weiterbildungen und rechtl. Unterstützung, bessere medizinische Versorgung, …)

Praktisches:

Höhenarbeiten:

  • Arbeiten mit Leitern, Rollgerüsten oder Hebesystemen (Hubsysteme können scheinpflichtig sein).

Leitern

  • Leitern tragen, aufstellen, klettern und stoppen auf der Leiter.
  • Tipps:
    • Leiter korrekt anlehnen und sichern.

  • Auf Bodenhindernisse achten.
  • Ist was oben im Weg oder ist es genug nah dran?
  • Tüv Siegel auf Leiter?
  • Bei Y Leitern immer 3 Sprossen minimum bei Ausfahren oder frei lassen oben bei steigen.
  • Leiter Sprosse für Sprosse und auf beiden Füße auf/abstellen
  • nicht allein sein vor Ort! gute Team Arbeit: verteilte Rollenführung und Anweisung annehmen, gerne switchen, gerne im Nachhinein besprechen

Tragmittel (Hänge-Befestigungen):

  • Gerüst-Rohr: Auch Pipe (englisch) Metallrohre, die als stabile Grundlage für Befestigungen dienen.
  • Traverse (2-Punkt, 3-Punkt, 4-Punkt): Traversen sind aus 2, 3 oder 4 Rohren bestehende Strukturen, die durch diagonale Verstrebungen stabilisiert werden. Sie bieten eine solide Befestigungsbasis.
  • Haken in der Decke: Deckenhaken oder fest installierte Aufhängepunkte für schwere Lasten.

    Wichtige Überlegungen:
  • Befestigung der Pipe: Wie ist die Pipe (das Rohr) gesichert? Welche Art von Verankerung oder Aufhängung wird verwendet, und wie stabil ist die Verbindung?
  • Bausubstanz: Die Tragfähigkeit des Materials, an dem die Pipe oder Traverse hängt, ist entscheidend. Ist die Struktur stabil genug, um die Last zu halten?

Wissen des Veranstaltungsortes:
Es ist wichtig, das Wissen über den Veranstaltungsort zu nutzen:

  • Maximale Belastbarkeit: Wie viel Gewicht darf an die Pipe, das Rig, die Traverse oder die Truss gehängt werden? Dies variiert je nach Material und Verankerung, und die maximale Belastbarkeit muss vor jeder Nutzung überprüft werden, um Unfälle zu vermeiden.
    Jedes Haus/Veranstaltungsort braucht einen statischen Bericht, welche Punkte wie viel halten (Statikbericht, Baubuch.)
  • Gerüst-Schellen und Traversensysteme:
    • Montieren und Demontieren, sicheres Befestigen von Materialien

(Bildbeschreibung: Traversen)

(Bildbeschreibung: Gerüstschelle)

Anschlagmittel:

Anschlagmittel sind die Teile und Materialien, die benötigt werden, um Lasten sicher zu verbinden und zu fixieren.

SEHR WICHTIGE INFORMATIONEN:

  • Materialeigenschaften: Gravierte Angaben oder Etiketten informieren über die Belastbarkeit in kN (Kilo-Newton), wobei 1 kN etwa 100 kg Last entspricht. Faktoren wie Wasser, Sonnenlicht und Salz können die Lebensdauer der Materialien erheblich verkürzen, daher müssen Anschlagmittel regelmäßig auf Abnutzung und Schäden überprüft werden…
  • WLL (Working Load Limit): Die Arbeitslastgrenze (z.B. WLL: 1t) gibt an, wie viel Gewicht sicher getragen werden kann.
  • Breaking Load Limit: Diese Angabe beschreibt die Belastungsgrenze, ab der das Material versagen kann, z.B. durch Verbiegen oder Reißen.

Eine Prägung/Etikettierung im Material gibt an, wie viel das Material halten kann.

Befestigung und Lastaufnahmen:

Befestigungstechniken

  • C-Haken (C-Hook/Clamp): Ein C-Haken wird verwendet, um Gegenstände an einer Pipe oder Traverse zu befestigen. Die Schraube muss handfest angezogen werden, wobei die Schwerkraft nach unten wirkt. Diese Haken sind für bestimmte Rohrdurchmesser geeignet und müssen entsprechend angepasst werden. z.B. eine Lampe mit C-Haken sicher an Traverse oder Gerüstrohr montieren. Hier auch immer an die sekundäre Sicherung denken!

  • Safetys: Sicherheitsseile oder -ketten, die als zusätzliche Sicherung (sekundäre Sicherung) eingesetzt werden, um die Last im Falle eines Versagens der primären Befestigung zu halten.

  • Schäkel: Ein Schäkel besteht aus einem Bügel und einem Bolzen, der durch ein Loch mit Gewinde gedreht wird. Zusätzlich kann der Bolzen gesichert werden, um ein unbeabsichtigtes Lösen zu verhindern. Diese zusätzliche Sicherung wird als Doppelsicherung bezeichnet. Eine Prägung im Material gibt an, wie viel das Material halten kann.

  • Ketten-Not-Glieder („Schnellverbinder“): Diese Glieder werden verwendet, um Ketten schnell und sicher zu verbinden. Sie ermöglichen eine flexible und einfache Verbindung von Kettenabschnitten.
    Eine Prägung im Material gibt an, wie viel das Material halten kann.

  • Karabiner: Karabinerhaken, die sich aufdrehen und vollständig zudrehen lassen, sollten immer handfest angezogen werden. Sie können entweder vertikal oder horizontal verwendet werden. Karabiner mit Schnappverschluss und zusätzlicher Sicherung zum Drehen bieten einen erhöhten Schutz gegen versehentliches Öffnen.
    Eine Prägung im Material gibt an, wie viel das Material halten kann.

  • Lastschlaufen (Load Loops): Lastschlaufen sind Schlingen aus belastbarem Material, die verwendet werden, um Lasten zu befestigen. Sie sind entweder einfach, doppelt oder durchgesteckt und tragen ein Etikett, das die maximale Tragkraft angibt.

  • Reutlinger-Seil: Verstellbares Drahtseil mit Klemmsystem zur werkzeuglosen Fixierung von Lasten. Die Länge ist flexibel anpassbar. Ideal für variable Aufhängungen. Tragfähigkeit ist angegeben.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verwendung von Ratschen-Spanngurten

      1. Kontrolle der Verankerungspunkte:
        • Überprüfe die Verankerungspunkte (z.B. Ösen, Haken oder Befestigungspunkte am Fahrzeug oder Gerüst), um sicherzustellen, dass sie stabil und geeignet sind, die Last sicher zu halten.
        • Achte darauf, dass die Verankerungspunkte stark genug sind und sich nicht verschieben oder lösen können.
      2. Positionierung des Gurtes:
        • Lege den Gurt flach und faltenfrei (nur einmal) um die Last, die du sichern möchtest.
        • Achte darauf, dass der Gurt keine Knoten oder Verdrehungen hat.
      3. Einfädeln des Gurtes:
        • Halte die Ratsche mit dem Griff nach oben, so dass du die Mechanik sehen kannst.
        • Führe das freie Ende des Gurtes durch den Schlitz in der Mitte der Ratschenwelle (Spule).
      4. Vorbereiten des Spanngurtes:
        • Halte die Ratsche fest in einer Hand und ziehe mit der anderen Hand am freien Ende des Gurtes, bis er eng an der Last anliegt. Der Gurt sollte straff, aber noch nicht gespannt sein.
      5. Spannen des Gurtes mit der Ratsche:
        • Drücke den Ratschenhebel (Griff) nach oben und unten, um die Ratsche zu betätigen. Mit jeder Bewegung zieht sich der Gurt enger um die Ladung. Es wird sicher erst, wenn kein Metal mehr von der Spule zu sehen ist.
        • Spanne den Gurt so lange, bis er die gewünschte Festigkeit erreicht hat. Achte darauf, dass der Gurt straff, aber nicht übermäßig gespannt ist, da dies das Material beschädigen könnte.
      6. Sicherung des Griffs:
        • Wenn der Gurt die richtige Spannung erreicht hat, klappe den Ratschenhebel vollständig nach unten, bis er einrastet. Dies stellt sicher, dass die Ratsche in der Position bleibt und sich der Gurt nicht löst.
      7. Lösen des Ratschen-Spanngurtes:
        • Um den Gurt zu lösen, halte das lose Gurtende mit einer Hand fest.
        • Ziehe dann den Entriegelungshebel (kleiner Hebel neben dem Griff) vollständig durch und überstrecke den Griff um 180° nach hinten.
        • Drücke den Griff nach unten, um die Spannung zu lösen und die Ratsche zu öffnen. Dadurch wird der Gurt entspannt und kann herausgezogen werden.
      8. Ordnungsgemäßes Verstauen:
        • Wickele den Gurt nach dem Gebrauch auf, um Knoten oder Verwicklungen zu vermeiden.
        • Bewahre den Gurt an einem trockenen, sauberen Ort auf, um Materialverschleiß durch Witterungseinflüsse wie Feuchtigkeit oder UV-Licht zu vermeiden.

Weiterführendes:

Linksammlung zu Rigging und Sicherheit:

Weiterbildungen/Kurse:

      • Sachkunde für Veranstaltungsrigging

Glossar:

      • Anschlagen:
        Montieren von Arbeitsmitteln (Anschlagmitteln) zum Halten oder Bewegen von Lasten.
      • Anschlagmittel:
        Verbindungen zwischen Tragmittel und Last oder Lastaufnahmemittel. Die höchstzulässige Tragfähigkeit ist stets angegeben.
      • Bruchlast:
        Maximale Belastbarkeit eines Materials, bevor es bricht/versagt.
      • C-Haken:
        C-förmige Klemme zum Befestigen von Scheinwerfern an Rohren oder Traversen, mit Schraub-Vorrichtung zur Sicherung.
      • Gerüst-Schellen:
        Verbindungselement für Gerüstrohre, teilweise mit angeschweißtem Ring zum Anschlagen.
      • Karabiner(Haken):
        Haken mit federunterstütztem Schnapperverschluss, zur sicheren Verbindung von Elementen. Tragfähigkeit ist aufgeprägt.
      • Ketten-Not-Glied:
        Schnellverbindungsglied zum Verbinden von Ketten oder Sicherungsseilen, Tragfähigkeit nur im geschlossenen Zustand gewährleistet.
      • Rollgerüst:
        Mobiles Gerüst mit Plattform und Geländern, auf Rollen beweglich, für Arbeiten in der Höhe.
      • Rundschlinge:
        Tragmittel aus endlosen Textilfasern, flexibel und leicht, geeignet für Tragfähigkeiten bis zu 400 Tonnen. Farb- und Markierungssysteme geben die Tragfähigkeit an.
      • Safety/Fangseil:
        Stahlseil mit Kauschen und Schnellverbindungsglied, dient als Sekundärsicherung.
      • Schäkel:
        U-förmiger Bügel mit Schraub- oder Steckbolzen zur Aufnahme von Zugkräften. Tragfähigkeit ist eingeprägt.
      • Sekundärsicherung:
        Zusätzliche Sicherung, die einspringt, wenn die Hauptsicherung versagt.
      • Spanngurt:
        Gurtband mit Ratsche oder Spannklemme zur Sicherung von Lasten. Tragfähigkeit ist angegeben.
      • Steelflex:
        Runde Stahlschlinge mit Polyestermantel. Brandbeständig, häufig ohne zusätzliche Sekundärsicherung einsetzbar.
      • Traverse:
        Mechanischer Träger für Bühnenbau und Befestigung von Bühnentechnik.
      • Kettenzug: Mechanisches Hebezeug, das eine Kette zur Lastenhebung verwendet. Kettenzüge sind entweder handbetrieben oder elektrisch und ermöglichen das sichere Heben schwerer Lasten bei begrenztem Platz. Die Tragfähigkeit ist auf dem Gerät angegeben.
      • Zulässige Tragfähigkeit / WLL (Working Load Limit):
        Auch als Nutzlast, Nenntragfähigkeit oder maximale Arbeitslast bezeichnet, gibt an, wie viel Gewicht ein Anschlagmittel unter normalen Betriebsbedingungen sicher tragen kann. Diese Angabe ist für verschiedene Anschlagmittel wie Hebegurte, Spanngurte, Ketten, Seile, Karabinerhaken oder Schäkel vorgeschrieben und wird entweder auf einem Typenschild vermerkt oder in das Material selbst eingestanzt.

Wichtige Punkte:

      • WLL-Bedingungen: Die angegebene WLL gilt nur unter idealen Bedingungen, d. h. das Bauteil ist neu, keine Beschädigungen oder Abnutzungen, passende Betriebstemperatur, und es gibt keine scharfen Kanten oder beeinträchtigenden Umwelteinflüsse (wie Sonnenlicht,UV-Strahlung), extreme Hitze/Kälte, Wasser oder chemische Einflüsse).
      • Lastausrichtung: Die Last muss senkrecht und statisch am Bauteil hängen, damit die maximale Tragfähigkeit gewährleistet ist. Eine seitliche Belastung oder dynamische Beanspruchung (z. B. Schwingungen oder Stöße) kann die WLL deutlich reduzieren.
      • Mehrere Komponenten: Wenn mehrere Anschlagmittel oder Bauteile verwendet werden, bestimmt immer das Teil mit der niedrigsten WLL die Gesamt-Tragfähigkeit des Systems. Das „schwächste Glied“ der Kette ist entscheidend dafür, wie viel Gewicht sicher gehoben oder gehalten werden kann.
      • Sicherheitsfaktor: Je nach Anwendung und gesetzlichen Vorschriften muss ein Sicherheitsfaktor berücksichtigt werden, um die WLL zu bestimmen. Dieser Faktor kann in bestimmten Situationen das zulässige Gewicht weiter reduzieren, um einen Puffer für unerwartete Belastungen zu schaffen.

Zusätzliche Faktoren:

      • Umweltbedingungen: Wenn Anschlagmittel im Freien verwendet werden, können Umweltfaktoren wie Regen, Schnee, Eis oder Wind die Last vergrößern. In solchen Fällen sollte ein zusätzlicher Sicherheitszuschlag kalkuliert werden.
      • Bewegung und dynamische Lasten: Bei Bewegungen, wie sie z. B. durch windige Verhältnisse, Vibrationen oder das Heben und Senken von Lasten entstehen, muss zusätzliche Last berücksichtigt werden. Diese zusätzlichen Belastungen führen oft dazu, dass die effektive WLL sinkt. Man spricht hier von dynamischen Lasten, die im Vergleich zu statischen Belastungen oft ein Vielfaches der angegebenen Tragfähigkeit erreichen können.

Wichtige Maßnahmen:
Bei Anwendungen im Freien oder bei Bewegungen sollte die zulässige Tragfähigkeit entsprechend angepasst und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen (z. B. zusätzliche Sicherungen oder der Einsatz von höher belastbaren Anschlagmitteln) ergriffen werden. Regelmäßige Inspektionen und eine sachgemäße Lagerung der Anschlagmittel sind entscheidend, um die Lebensdauer und Sicherheit der Materialien zu gewährleisten.